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Claudio Ricci

Regisseur Claudio Ricci Claudio Ricci (1963) hat nach seiner Ausbildung im graphischen Gewerbe in verschiedenen Bereichen beim Schweizer Fernsehen gearbeitet. Als Redaktionsvolontär der damaligen Abteilung Dramatik konnte er bei den letzten Fernsehspiel-Studioproduktionen teilweise mitwirken. Eine Zusatzausbildung im Bereich der Produktionstechnik vervollständigte sein fernsehspezifisches Wissen. Während einiger Jahre betreute er die Aufzeichnung von Theaterproduktionen und wechselte dann als Redaktor in die Abteilung Unterhaltung von SF, wo er seither verschiedenste Sendungen redaktionell betreut.

Parallel zu seinem beruflichen Engagement wirkte er mehrfach als Regieassistent und Produktionsleiter bei Aufführungen des KT12 mit, dem er seit 1989 als Gründungs- und Aktivmitglied angehört. Er erfüllte sich 1992 mit der Bearbeitung und Inszenierung der Komödie «Die Reporter» einen lange gehegten Wunsch. Ebenfalls für das KT12 brachte er ein Jahr später «Dracula» auf die Bühne. Für diese Grossproduktion schrieb er - basierend auf der Romanvorlage von Bram Stoker - auch gleich eine eigene Bühnenfassung.

Nach dreijähriger Regie-Abstinenz - in anderen Funktionen blieb er dem KT12 auch in dieser Zeit treu, inszenierte aber für andere Bühnen - kehrte er 2005 für «Die Kaktusblüte» auf den Regiestuhl zurück. Im Jahr darauf inszenierte er die Komödie «Oscar» und 2007 folgte «Der tollste Tag». Nach einem weiteren Jahr Pause wird er nun die Jubiläumsproduktion «Frank der Fünfte» von Friedrich Dürrenmatt realisieren.

Heinz Schweizer

«Setzt Namen, Daten, Länder nach Belieben ein, es stimmt ja leider sowieso». Mit diesen pessimistischen Zeilen endet «Frank der Fünfte». Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass Friedrich Dürrenmatts Worte dereinst so aktuell sein würden. Als wir das Jubiläumsstück im Sommer 2007 ausgewählt haben – es war schon sehr lange auf der Wunschliste –, war der Finanzhimmel noch fast wolkenlos und die Börse kannte nur eine Richtung: nach oben. Und heute? Einmal mehr ein Beweis, dass Dürrenmatt mit seinen Stücken, in denen menschliche
Schwächen haargenau ausgelotet und beschrieben werden, im wahrsten Sinn zeitlose Werke schuf.

Ich habe lange überlegt, in welcher «Epoche» ich das Stück ansiedeln soll und mich schliesslich für ein Konglomerat aus dem Heute und den sogenannten «Guten alten Zeiten» entschieden.
Die Summen, die in der Frankschen Privatbank für Furore sorgen, habe ich bewusst so «tief» wie im Original belassen. Eine Million war damals noch sehr viel Geld! Die Diskrepanz zwischen Dürrenmatts Fiktion und den Milliardenbeträgen, die heute von Regierungen in aller Welt in die Finanzindustrie gepumpt werden, macht die grotesken Vorgänge nur noch absurder. War ich zu Beginn der Produktion noch skeptisch, ob «Frank der Fünfte» heutzutage ein grosses Publikum interessieren könnte, so bin ich jetzt glücklich darüber, dass wir uns für dieses klassische Stück Welttheater entschieden haben.

Claudio Ricci, Februar 2009