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Der tollste Tag

Komödie von Peter Turrini, frei nach Beaumarchais'
«Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit»

Graf Almaviva hat es auf die Zofe Susanne abgesehen. Die will zwar den Diener Figaro heiraten, doch der Graf hintertreibt mit Hilfe seines Handlangers Bazillus die Hochzeitspläne und will auf sein adeliges «Recht der ersten Nacht» mit Susanne bestehen. Und noch jemand steht dem Glück im Weg: Die reife Marcelline möchte Figaro für sich und hetzt ihm, wegen eines angeblichen Eheversprechens, den Anwalt Bartholo auf den Hals.

Figaro setzt den Angriffen und Intrigen mit Hilfe der Gräfin und des Pagen Cherubin eigene List entgegen. Ein Kleidertausch soll den liebeshungrigen Grafen beim nächtlichen Rendezvous mit seiner eigenen vernachlässigten Gattin zusammen führen. Doch das Täuschungsspiel bringt keine Wende. Witz und Charme des pfiffigen Dieners scheinen am Ende. Mit einem korrupten Gerichtsverfahren wächst der Druck auf Susanne und Figaro und treibt das Stück einem unerwarteten Finale entgegen. Hier ein kurzer Text-Auszug:


FIGARO: Der Herr Graf, hat er nicht selbst dieses Vorrecht der ersten Nacht abgeschafft?

SUSANNE: Um es bei mir wieder anzuschaffen.

FIGARO: Diese Anschaffung wird ihn teuer zu stehen kommen.

SUSANNE: Die erste Anzahlung hat er schon geleistet. Meine Ausstattung.

FIGARO: Was für ein gnädiger Vorschuss auf die Gunst meiner Geliebten! Und ich dachte, es sei der wohlverdiente Lohn meiner Treue! Soviel Dummheit ist schmerzlich.

SUSANNE: Figaro denkt, der Graf lenkt.

FIGARO: Nicht mehr lange. Die Klugheit der Grossen ist die Falschheit der Kleinen. Küsse mich, o Muse aller Schurken. Ein Himmelreich für eine gute Intrige. Ich könnte ihn als Ehrenmann fordern, aber die Ehre beginnt leider erst beim Baron. Ich könnte ihn aus rasender Eifersucht töten, aber auch dieses Motiv gilt nur für Edelleute. Ich könnte ihn wegen ungebührlicher Nachstellerei verklagen, aber leider beginnt die Gerechtigkeit erst bei hundert Goldstücken.

SUSANNE: Da ist guter Rat teuer.



«Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit» heisst eine Komödie des umtriebigen Erfinders, Literaten und Spekulanten Beaumarchais, deren Uraufführung im Jahre 1784 nicht nur der Triumph einer genialen Intrigenkomödie wurde, sondern erstmals Gesellschaftskritik auf das Theater gebracht hat. Napoleon hat später gesagt, damit sei die Revolution anmarschiert, die wenig später den darin blossgestellten korrupten Adel hinweggefegt hat.

Fast zweihundert Jahre später nahm sich Peter Turrini den nicht zuletzt durch Mozarts geniale Opernversion unsterblich gewordenen Stoff vor, «um damit etwas auszuprobieren: das Verhältnis von Witz und Macht. Oder: von Sprache und Tatsachen». Naturgemäss erweist sich die Gewalt im Licht der praktischen Erfahrung stärker als der Witz, und messerscharf werden die Konsequenzen. So büsst in Turrinis Fassung das Stück seinen letzten Akt und damit das Happy End ein. Obwohl - oder gerade weil - bis dahin die virtuosen Sprachspielereien und kritischen Entlarvungen den Widerstand durch das Wort zum Pointenfeuerwerk gemacht haben. «Der tollste Tag» hat sich längst als eigenständiger Komödienklassiker nicht nur im deutschsprachigen Theater durchgesetzt.


Aufführungsrechte:
Musikverlag und Bühnenvertrieb Zürich AG
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Telefon +41 44 252 77 88
Fax +41 44 252 07 30