Theater war sein Leben

Zur Erinnerung an Michael Boutari




Am 23. September starb im Alter von 37 Jahren der Schauspieler, Autor und Regisseur Michael Boutari (Walter "Woodly" Michael Krumm). Die Theaterszene verliert mit ihm einen vielseitigen und engagierten Künstler, seine Angehörigen und Freunde trauern um einen liebenswerten Menschen.

Geboren und aufgewachsen in Schwamendingen, hatte Michael schon früh seine Liebe zum Theater und "Tingeltangel" entdeckt. Als Ballettschüler und Kinderdarsteller erntete er bereits Opernhaus-Beifall, als seine Schulkameraden noch Räuber und Poli spielten. Als Jugendlicher schloss er sich dem Kleintheater 12 an, das bereits damals im Quartier engagiertes und anspruchsvolles Amateurtheater produzierte. Nach einer bürgerlichen Lehre entschloss sich Michael endgültig, die Lust am Spiel zum Beruf zu machen und absolvierte eine Ausbildung beim Theater für den Kanton Zürich, wo er in den folgenden Jahren verschiedene Rollen spielte. Zwei Tatsachen prägten schon früh sein Leben: klein von Statur, waren seine Möglichkeiten als Schauspieler stark eingeschränkt und das Wissen um eine schlummernde, aber lebensbedrohende Krankheit zwang ihn früh, die noch verbleibende Zeit bestmöglich zu nutzen. Bald wechselte er ab zwischen Bühne und Regiepult, verwirklichte seine Vorstellung von professionellem (Amateur)Theater in verschiedensten Gruppen der Region, spielte selber immer wieder auf Profibühnen, hatte seine Zweifel und Krisen, fand wieder zu sich und begann schliesslich, eigene Stücke zu schreiben. Eine Gesangsausbildung am Konservatorium in Zürich brachte persönliche Befriedigung und ermöglichte ihm verschiedene Engagements als Sänger. Einen Höhepunkt in der Karriere von Michael Boutari war 1996 die Verleihung des Anerkennungspreises der Stadt Illnau-Effretikon für sein packendes und vielgelobtes Freilichtspiel "Chruutmahl". Vor wenigen Wochen beendete Michael die Rohfassung für ein weiteres Freilicht-Spektakel, das im nächsten Sommer unter seiner Regie produziert werden sollte und das nun unerwartet zu seinem künstlerischen Vermächtnis wird.

Eine besonders intensive Beziehung pflegte Michael Boutari zum Kleintheater 12, dem er schon früh als Mitspieler und später vor allem als Regisseur angehörte. Seine Initiative und Beharrlichkeit führten vor 10 Jahren zur Vereinsgründung, die dem Kleintheater 12 Strukturen und Kontinuität garantierten. Inzwischen ist das KT12 weit über die Grenzen von Zürich hinaus bekannt und gehört als fester Bestandteil zum kulturellen Leben in Zürich Nord. Als dessen Hausregisseur brachte Michael in den vergangenen Jahren Klassiker wie "Geschichten aus dem Wiener Wald" oder "Unsere kleine Stadt", aber auch Komödien wie "Der nackte Wahnsinn" oder "Trommeln über Mittag" auf die Vorstadt-Bühne. Seine letzte Arbeit für das Kleintheater 12 - dem er als einziges Ehrenmitglied immer eng verbunden blieb - war das Kriminalstück "Wachtmeister Studer", das im vergangenen Frühjahr mit viel Erfolg aufgeführt wurde.

Vor fünf Jahren konnte Michael in Schwamendingen ein Stück inszenieren, das ihm ganz besonders am Herzen lag: Ödön von Horváths Schauspiel "Glaube, Liebe, Hoffnung". Diese drei Tugenden waren auch wichtige Bestandteile seines eigenen Lebens. Verwurzelt im Glauben, getragen von Liebe und immer wieder bereit zur Hoffnung, zuletzt auf ein Wunder, das nicht eintreten wollte, war Michael für viele ein wertvoller Freund und Begleiter, dessen Humor und Lebensmut wir nie vergessen und den wir stets in liebevoller Erinnerung behalten werden.

Heinz Schweizer
Präsident Kleintheater 12

Zürich, im September 1998


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