Eröffnen wir ein Modegeschäft oder
sponsern wir neuerdings Boutiquen, da diese uns offensichtlich nicht sponsern
wollen? Nein, ihr braucht kein Abwehrdispositiv aufzuziehen.
- Hinter dem Arbeitstitel «Linea 2» versteckt sich ein Versuch,
neben unserer jährlichen Grossproduktion ein kleines Schwesterchen
aufleben zu lassen. Soweit ich mich zurück erinnern kann, und dies geht
nun doch bis ins Jahr 1989 zurück, tauchen immer wieder wilde Gedanken
auf, dass das Kleintheater 12 dem kulturellen Nordzürcher Brachland etwas
unter die Arme zu greifen habe. Wie diese Gedanken auftauchen, so
verflüchtigen sie sich nach einer erfolgreichen Saison. Die Kämpen
ziehen sich in ihre Sommerresidenzen zurück und bereiten sich mit
sonnengetränkter Faulheit auf den nächsten Winter, die neue
Ausbildung vor. Somit schläft auch die Idee, dem Schauspielhaus
Zürich mit jährlich drei bis vier Aufführungen, durch Eigen-
oder eingekaufte Fremdproduktionen bestückt, Paroli zu bieten, mit
g1eicher Regelmässigkeit ein. Beinahe nostalgisch mutet das traditionelle
Aufflacken dieser Hirngespinste an. Und doch! Claudio und ich wollen nun den
Versuch wagen, mindestens den Anfang dieser spinnerten Idee zu inszenieren.
Dabei leitet uns nicht Nostalgie. Wir beide sind stolz darauf, dass wir alle
mit unserer Hauptproduktion ein Publikumsmagnet geworden sind, die Lachmuskeln
und Spannungen unserer Freunde anregen, immer perfektere Bühnenbilder
vorzeigen können und, last but not least, auch langsam in die Gewinnzone
rutschen. Und doch bleibt immer wieder ein träumerischer Wermuthstropfen:
Wer sich mit der Wahl der Stücke befasst, weiss, wieviele gute Stücke
bereits hängen bleiben, nur weil sie als Zweipersonenstücke oder
wegen ihres absurden Inhaltes sich einfach nicht mehr für die grosse
Bühne eignen. Und genau diesen Stücken wollen wir zu einer
Produktionsform verhelfen doch nichts überstürzen, zuerst
abklären, all denjenigen Mitgliedern in unserem Verein, welche sich
dafür interessieren, eine Alternative anbieten. Es steht auch noch nicht
fest, wann die «Linea 2» ihre Premiere haben wird. Schön
wäre es, wenn sie schon zum 30-Jahr-Jubiläum oder zum Start ins 21.
Jahrhundert entstehen könnte. Für die Organisation stelle ich
folgende Anregungen zur Diskussion:
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Die «Linea 2»
- versteht sich als eine Ergänzung zum bestehenden Hauptprogramm
- erweitert das Angebot - deckt Bedürfnisse und Möglichkeiten
für Mitglieder, Mitwirkende und Zuschauer ab, welche durch das
Hauptprogramm nicht abgedeckt werden.
- ist ein dynamisches Zeichen zu unserem Jubiläum
- will eine bessere Verankerung als Kulturinstitution im Raum Zürich
Nord erreichen - erprobt neue Theater- und Co-Arbeitsformen
- gilt als Baustein für das Fernziel «Ganzjahreshaus» - will
finanziell unabhängig werden.
Es bleibt somit noch eine Frage: Weshalb italienisch? Warum nicht? Italien hat
doch Kultur - von der römischen Wölfin bis Fo.

Michael Karch
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